Nach einem halbe Jahr Haft, durfte unser Vater das Lager „Les Milles“ verlassen. Er hatte seine Freiheit dem freundlichem Camp Commandant Charles Goruchon zu verdanken, der ihn und mansche andere am 16.September 1940 entlassen lies wegen "Krankheiten," einem Tag vor seiner eigenen Entlassung von seinem Dienst als Camp Commandant.

Fiche de Liberation

Als Vater am Bahnhof Sainte-Lizaigne ankam, haben wir ihn nicht sofort wiedererkannt, weil er mit seiner französischen Tasche, der "musette," und seiner Baskenmütze, dem béret, genau so aussah wie irgendein französischer Kriegsgefangener, von denen manche damals, im Herbst 1940, aus deutscher Gefangenschaft heimkehrten.

Selbstverständlich waren wir drei überglücklich, unseren Vater wiederzusehen, obwohl seine Entlassung ein großes Problem verursachte: "Wo sollte er wohnen?"

Die zwei alten Jungfern, Frln.Marthe und Frln.Hélène Foerster, bei denen wir wohnten, waren zwar hilfsbereit und lieb, konnten aber nicht die Anwesenheit einer erwachsenen Person mânnlichen Geschlechts in ihrem Hause dulden, weil das sich einfach nicht gehörte.

Also mußten unsere armen Eltern, mit unseren wenigen Habseligkeiten und ohne sich in der dortigen Sprache verständigen zu können, herumwandern, bis sie einen Wohnplatz in einem leeren und—laut unserer Mutter—unbeheizbaren Haus fanden.

Ernst, 9-jährig, mußte mit einem Schubkarren und in Decken eingewickelt dorthin gebracht werden, weil er zu krank war, um zu Fuß die hundert Meter zu gehen. An einem solchen schrecklichen Vorkommnis wird einem Kind klar, was wirkliche Elternliebe ist.