Alles, was nicht zu schwer war, wurde vom zweiten Stock, wo sich die Familienwohnung befand, auf die Straße geworfen.

Kristallnacht
Becherbach, Deutschland. 10.November 1938. Kristallnacht.

Als es Nacht wurde, kamen Plünderer, die das, was auf der Straße lag, stehlen wollten.

Der allerbeste Freund unseres Vaters, mit dem er in dem kaiserlichem Heer gedient hatte, Julius Klein (Schreiner Klein genannt), hatte sich mit der klassischen Waffe des Proletariats, einer Heugabel, vor das Haus gestellt und jedem, der versuchen wollte zu stehlen, angedroht, diese Heugabel in den Bauch zu stechen.

Er stand die ganze Nacht Wache, verschämt, als Deutscher auf die Welt gekommen zu sein, wie er später meinte.

Am nächsten Tag kam unsere Mutter aus Kirn zurück und verschenkte fast alles und sorgte dafür, daß die Dorfstraße gefegt wurde. Da sie in dem zerstörten Hause nicht kochen konnte, haben ihr unsere Nachbarn, die Familie Franzmann, durch den Hinterhof jeden Abend etwas zu essen gebracht.

Es blieb ihr nichts anderes übrig, als das Haus, das Geschäft und alles Drum und Dran für eine nominale Summe einem Herrn Bickler zu verkaufen.

Ein Teil des Kaufpreises wurde vom damaligen Reich als Judensteuer einbehalten, und das übrige wurde vom Käufer einfach nicht bezahlt.

Nach dem verlorenen Krieg mußte Bickler 7000 Mark an den Deutschen Staat nachzahlen.