Kristallnacht
Becherbach, Deutschland. 10.November 1938. Kristallnacht.

Die 'spontane' Zerstörung jüdischer Häuser und Synagogen fand in der Nacht vom 9. auf den 10.November statt. In Becherbach, wo die angesehene Familie Moritz seit Jahrhunderten lebte, war die Partei nicht imstande, eine Gruppe zu versammeln, um unser Haus, das Isidorsch Haus, zu zerstören.

Der rabiatfanatischste Faschist im Dorf, ein armseliger Lump namens Ernst Schlarb (im Dialekt "Schlarbewahner") benötigte einige Zeit, um in der Umgebung genügend Verbrecher zu finden. Wir dachten schon, daß man uns vergessen hätte und daß uns in unserem pastoralen, bisher ruhigen Paradies nichts 'Spontanes" passieren würde.

Dieser Optimismus war ein Irrtum. Vergessen waren wir nicht. "Unser" Nazi brachte es doch so weit, ein Kommando aus Offenbach am Glan zu organisieren.

Nachdem unser Vater eingesperrt worden war, hatte Mutter befürchtet, daß "DIE KERLE," die Spontanen, vielleicht doch kommen würden. Sie bat mich, am Straßenfenster zu beobachten, ob etwas Außergewöhnliches geschehen sollte. "DIE KERLE" kamen auf einem alten Lastwagen an und fragten, wo sich das Judenhaus befand. Eine Frau wies auf unser Haus hin.

Die Männer sprangen von dem Wagen, rissen unsere Fensterläden herunter und warfen damit die Scheiben ein. So drangen sie in unser Haus ein.