nsere Eltern wußten jetzt, wo wir steckten. Wir waren überzeugt, daß sie uns, ihre geliebten Buben, bald abholen würden. Es wurde aber nichts daraus, vielleicht, weil sie nicht genügend Geld für die Zugbillette hatten.
Immerhin schickte Madame Sabatier, unsere OSE-Wächterin, einen jungen Mann, unseren Freund Egon, die beiden Mauricet-Buben abzuholen und in der Großstadt Lyon in ein Lager einzuliefern.
Egon hatte früher die Ziegen bei Nachbarn gehütet und wußte dadurch ganz genau, wo wir uns befanden. Als er im Alter von 17 Jahren zur Résistance durfte, ist er verschwunden, und ich wurde dem Bauer verliehen, um Egons Ziegen zu hüten.
Der Herbergeplatz in Lyon war ganz von Menschen, die entweder ihre Angehörigen oder einen Wohnplatz suchten, überfüllt. Die Böden waren übersät mit Matratzen, auf denen die Leute tagelang saßen und ihre wenigen Habseligkeiten hüteten.
Diese alten, stinkenden Matratzen waren das neueste Heim dieser Menschen, die praktisch alles verloren hatten. Dort wurde gegessen, gebetet, geschlafen, geliebt und auf eine bessere Zukunft gewartet.
Wir blieben dort, bis der Logistikplan unserer Weiterreise, so gut es in diesen unorganisierten Zeiten ging, ausgearbeitet war. Einmal durften wir, in Begleitung einer Freiwilligen, den Herbergeplatz verlassen, spazieren gehen und den alten römischen Stadtteil von Lyon besichtigen.