So wie die meisten Überlebenden der "Schoah" habe ich in den Nachkriegsjahren nur selten über diese Zeiten nachgedacht. In 1994 kam es zu einer sogenannten "ethnischen Säuberung" auf dem Balkan. Eine Zeitschrift enthielt das Bild eines Serben—oder war es ein Kroate, ein Kosovar oder ein Albaner?—der einen Schubkarren mit seinen Habseligkeiten durch den Schnee schob. Ein abgemagerter, hungriger Hund war im Hintergrund zu sehen.

Dieses Bild erschütterte mich.

Diese Szene erinnerte mich an eine Begebenheit vor 60 Jahren, als meine Eltern meinen 9-jährigen Bruder Ernst auf einem Schubkarren durch die schneebedeckte Landschaft fuhren, da er zu krank war, um zu Fuß zu gehen. Genau so wie dieser arme Mann mit dem Schubkarren auf dem Foto in der Zeitschrift, hatten auch wir das unverzeihliche Verbrechen begangen, anders als die Majorität zu sein.

Als Vater vestand ich jetzt, was für einen Leidensweg unsere Eltern damals mitmachen mußten. "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte." Ich malte diese Szene aus der Zeitung. Mein Bruder meinte, er könne sich irgendwie an den Schubkarren erinnern, aber ganz deutlich an den abgemagerten Hund. Allerhand Erinnerungen tauchten wieder auf, und zu jeder malte ich eine Szene, meistens nach der Natur.

Family in the snow
1941. Kriegswinter. Wir suchen Unterkunft.

Mit meinem Bruder und mit meinen Kindern reiste ich zu den Orten unseres schmerzhaften Umherwanderns und malte Dachau, die "Kristallnacht," den 1940er Feldzug, Les Milles, Theresienstadt, Le Masgelier, das Cévennen-Gebirge.