Unser Versuch, ein normales und liebevolles Familienleben zu führen, nahm mehrere Jahre in Anspruch. Anfangs wollten wir beide von jeder Autorität unabhängig bleiben, wie zuvor.

Wir lernten, so gut es eben ging, wieder unsere frühere Muttersprache, denn sie blieb weiterhin die Familiensprache.

Unsere guten Schulfreunde in Ste. Lizaigne freuten sich mit uns, daß wir beide wieder in die "Heimat" zurückkehrten.

Obwohl das Schuljahr schon längst angefangen hatte und Vater kaum Französisch sprach—er war damals bereits 60 Jahre alt, also in einem Alter, in dem es einem schwerfällt, eine neue Sprache zu lernen, hatte er die Courage, zu dem Direktor des Gymnasiums in Issoudun zu gehen und ihn zu bitten, seinen Sohn Alfred, der mehrere Jahre Schulbildung verpaßt hatte, in diesem "Collège Honoré de Balzac" aufzunehmen.

Rektor Moreau hörte nachsichtsvoll dem Dollmetcher, Professor Joly, zu.

Ernest and Alfred
Ernest und Alfred, 1945


Vater bat ihn inständig, seinem geliebten Sohn die Chance zu einer höheren Schulbildung, ohne die im Leben nicht viel möglich ist, doch zu gewähren.

Nach nur einem Herzschlag der Überlegung meinte der Herr Professor in deutscher Sprache: "Aber Herr Moritz, das ist doch eine Sache der Selbstverständlichkeit."

Und so wurde es geregelt. Ernst und ich besuchten fünf Jahre lang dieses Collège und vollendeten später unsere Universitätsausbildung in Amerika.