Ein Ortsgendarm kam von Hundsbach auf seinem Dienstfahrrad nach Becherbach und bat Vater, ihn bis nach Kirn, zehn Kilometer entfernt, zum dortigen Gefängnis zu begleiten. Anscheinend stellte er sich vor, daß er auf dem Rad und Vater zu Fuß die Strecke nach Kirn zurücklegen würden. Vater hatte seinen Stolz und wies seinen üblichen Chauffeur, Nachbar Heinrich Urban, an, beide mit seinem Auto dorthin zu fahren. Er sollte dann mit dem Gendarm zurückfahren, so daß dieser sein Rad wieder bekäme.

Die Gefängniskost war, wie man sich das wohl vorstellen kann. Nachdem der Wächter bestochen war, durften die Frauen den Männern etwas von zu Hause zum Essen bringen. Unsere Mutter ging täglich in das Gefängnis, bis alle Männer, unser Vater inbegriffen, in das Konzentrationslager Dachau bei München kamen.

Father, before Dachau
Papa vor Dachau

Father, after Dachau
Papa nach Entlassung
von Dachau



In Dachau wurde Vater fast einen Monat gehalten, bis unsere Mutter das Isidorsche Haus mit allem Drum und Dran, das Geschäft mit Inhalt, an einen Naziparteigenossen 'verkaufte.'

Danach und dank seinem inzwischen ausgestellten Luxemburgischen Aufenthaltserlaubnisschein wurde Vater aus Dachau entlassen.

Er war nicht wiederzuerkennen und sprach kaum ein Wort. Seine Würde hatte er nicht verloren, nur schämte er sich für sein geliebtes Vaterland.