Letter from Ludwig Moritz

Im Jahr 2000, also 64 Jahre nach diesem Geschehen, ließ der Sohn des Lehrer Donges mir einen langaufgehobenen Brief meines Vaters zukommen.

Er lautet wie folgt:

Becherbach 9.12.1936

Sehr geehrter Herr Lehrer,

Ich danke Ihnen für Ihren freundlichen Brief,in dem Sie mir, in Ihrer vornehmen Weise mitteilen, daß Alfred an der Weihnachtsfeier nicht teilnehmen kann. Vor ungefähr 8 Tagen als Alfred begeistert aus der Schule kam, u.von der Feier erzählte, habe ich ihm, so gut es ging, auseinander-gesetzt, daß diese Feier für ihn nicht in Frage käme, was er auch gut verstanden hat. In voller Würdigung Ihrer Gründe, überlasse ich es Ihnen, wie weit Alfred an irgend etwas teilnehmen kann und darf, da Sie ja,wie ich aus Ihren Zeilen ersehe, Verständnis haben für die Lage meines Kindes!

Hochachtungsvoll

Ludwig Moritz

Als Vater schrieb "In voller Würdigung Ihrer Gründe …" wußte er, daß der arme Lehrer, nach dreijähriger Nazi-Diktatur, nichts mehr in seiner Schule zu bestimmen hatte. Also sollte der Brief sarkastisch sein. Er wollte sich aber auch für die Anständigkeit des Lehrers bedanken, weil es in anderen Schulen viel rabiater zuging, indem die jüdischen Schüler einfach entlassen wurden.